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Wie die Stadt im Abwasser-Bereich enorm Geld spart
Ravensburg (sz) – Insgesamt rund drei Millionen Mark investiert das städtische Tiefbauamt bis zu den Sommerferien in das Ravensburger Abwasser-Entsorgungssystem. Auch der Gebührenzahler profitiere davon, denn eine Menge Geld könne durch bessere Technik eingespart werden, versicherte Tiefbauamtsleiter Ralph-Michael Jung.
Denn statt teurer zusätzlicher Regenüberlaufbecken, wo jeder Kubikmeter zwischen 2000 und 4000 Mark kostet, baue man derzeit günstige „Abflussbremsen“ in den Hauptkanal zum Klärwerk ein. Dieses neuartige Verfahren, entwickelt vom Ingenieurbüro Harald Güthler in Waldshut, mit Unterstützung der Fachhochschule Konstanz, sei bestechend einfach: statt Abwasser in Rückhaltebecken aufzufangen und später dosiert zur Kläranlage abzuleiten, wird – etwa bei heftigen Regengüssen – das Kanalrohr selbst zum Stauen benutzt.
In den Kanal werden an berechneten Stellen halbrunde Bögen aus Metall platziert, die den größten Teil des Abwassers rückwärts aufstauen. Damit das Abwasser weiterfließen kann, haben die „Bremsen“ unten eine Öffnung, durch die eine bestimmte Menge ständig hindurch fließen kann. Außerdem haben die Bremsen oben eine Überlaufmöglichkeit, so dass durch den Einstau keine negativen Effekte wie Rückstau in Hausanschlüsse oder nach oben gedrückte Kanaldeckel auftreten können. Insgesamt werden durch die Bremsen „Spitzenabflüsse“ vermindert und der Wasserabfluss wird erheblich vergleichmäßigt. Das Klärwerk kann mit dem gleichmäßigen Zufluss sehr viel besser fertig werden als mit Stoßbelastungen, die ansonsten zum Beispiel bei Gewitterregen an der Tagesordnung sind.
Das neue Verfahren ist insbesondere bei großen, flachen Kanälen, zum Beispiel im Zulauf zur Kläranlage, sehr gut geeignet, um effektiv und sehr sparsam Gewässerschutz zu betreiben. Die Stadt Ravensburg gewinnt durch den Einsatz des Verfahrens ca. 2750 Kubikmeter zusätzlichen Stauraum – zu einem Zehntel der Kosten, die ein neues Regenüberlaufbecken dieser Größenordnung erfordern würde.
Das Tiefbauamt hat die Maßnahme in den Kanälen verknüpft mit erheblichen Umbauten am Regenüberlaufbecken Mariatal, mit bisher 3600 Kubikmetern Inhalt das größte Becken auf Ravensburger Gemarkung. Durch den Umbau wird das Beckenvolumen weiter vergrößert auf über 4700 Kubikmeter. Außerdem wird das Becken ausgestattet mit modernen Reinigungseinrichtungen sowie mit einer Messwerterfassung und Steuerung nach dem Stand der Technik.
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